Die Softwareprobleme der Vitocal Wärmepumpe

Schon wieder sind einige Monate vergangen. Bezüglich Heizungstausch hat sich absolut nichts bewegt. Viessmann antwortet auch nicht auf meine Mails mit Fragen zur weiteren Vorgehensweise. Über den Heizungsbauer war leider nur ein kurzes Statement mit der Bitte um Geduld wegen den Lieferkettenproblemen zu bekommen. Immerhin. Glücklicherweise läuft sie diese Heizsaison bisher ohne Probleme, sonst wäre meine Geduld wahrscheinlich längst am Ende.

Der Verdichter-Tausch ist inzwischen ziemlich genau ein Jahr her, und ich habe mal wieder in die Anlage geschaut. Wie erwartet kein schöner Anblick. Vor allem die Lötstelle sieht inzwischen nicht mehr vertrauenserweckend aus und das Kondenswasser hat auch seine Spuren hinterlassen.

Inzwischen ist auch die Frage aufgekommen, ob die neue Generation überhaupt besser ist, denn auch dort gibt es noch viele Probleme. Vor allem hat sich Viessmann bei der neuen E3 Steuerung dazu entschieden, dem Endkunden jegliche Parametereinstellungen zu sperren. Das geht nun nur noch mit viGuide App und Fachpartner-Account. Als Kunde ist man völlig ausgesperrt aus seiner eigenen Anlage, hilflos, angewiesen auf den sogenannten Fachpartner. Der hat sicherlich keine Lust, jeden Tag vorbeizukommen um hier und dort mal einen Parameter zu ändern. Diese Vorgehensweise ist völlig inakzeptabel und für mich unverständlich wie so eine kundenfeindliche Entscheidung getroffen werden konnte. Ob es diesbezüglich Änderungen geben soll, dazu wollte sich noch niemand äußern.

Wie auch immer, so hatte ich nun lange Zeit um die Anlage zu beobachten, einige Dinge zu optimieren, und vor allem die Softwareprobleme aufzudecken. Das sind leider einige, die ich auch in der Viessmann Community mit Viessmann diskutiert habe (naja, ich hab’s zumindest versucht…), aber leider zeigt sich Viessmann hier nicht sehr einsichtig und nicht kooperativ.

Also, hier nun einige Punkte die auffällig sind und die ich persönlich für Bugs halte.

Es geht um diese Anlage:

Vitocal 200-A AWCI-AC 201.A07
Wärmepumpenregelung Vitotronic 200 Typ WO1C. 

Softwarestände:
Wärmepumpe: 4.78/28
Kältekreisregler 1: [2]/04/01

Bug#1: 3-Minuten-Takte

Dieses Softwareproblem ist aus meiner Sicht ein ernsthaftes Problem, weil es sich vermutlich sehr negativ auf die Lebensdauer des Verdichters auswirken dürfte.

Darum geht es:

Auf dem Bild kann man einiges erkennen. Zuerst wird um 14:00 Warmwasser bereitet bis 14:30. Danach erfolgt eine Heizpause bis kurz nach 15:45, dann startet ein Heiztakt. Die Pause zwischen 14:30 und 15:45 war kurz genug, damit bei diesem Start kein „Kaltstart“ notwendig war. D.h. der Verdichter ist NICHT mit voller Leistung angelaufen, sondern auf reduzierter Leistung. Nach kurzer Zeit wurde dann die Leistung noch weiter herunter moduliert, so dass die Anlage mit ca. 870W weiter lief, bis um kurz nach 18 Uhr die Vorlauftemperatur die Ausschaltschwelle erreicht hat. Soweit so gut. Dann folgte eine längere Pause, die Vorlauftemperatur ist wieder abgefallen, bis um ca. 21:40 die Einschaltschwelle wieder erreicht war. Hier waren nun ca 3,5h seit dem letzten Takt vergangen, in diesem Fall macht die Vitocal einen Kaltstart. Das heisst: VOLLGAS! Der Verdichter läuft mit 100% Leistung los, und zwar exakt für 3 Minuten (180s).

Im Logbuch sieht das beispielsweise so aus:

14:52:05 Primärquelle 20%, Einschalthysterese erreicht
14:53:05 Verdichter 1 40% Leistungsanforderung
14:56:06 Verdichter 1 0% Ausschalthysterese erreicht

15:06:54 Primärquelle 20%, Einschalthysterese erreicht
15:07:45 Verdichter 1 40% Leistungsanforderung
15:11:02 Verdichter 1 0% Ausschalthysterese erreicht

15:30:56 Primärquelle 20%, Einschalthysterese erreicht
15:31:56 Verdichter 1 40% Leistungsanforderung
15:34:58 Verdichter 1 0% Ausschalthysterese erreicht

15:47:22 Primärquelle 20%, Einschalthysterese erreicht
15:48:21 Verdichter 1 40% Leistungsanforderung
15:51:24 Verdichter 1 0% Ausschalthysterese erreicht

Die Wärmepumpe entfaltet in diesen 3 Minuten die volle Heizleistung, d.h. die Vorlauftemperatur steigt sehr schnell an. Das ist ist auch völlig logisch und voraussehbar. Aber dann passiert es: Die Regelung erkennt „Ausschaltschwelle erreicht“ und schaltet den Verdichter nach exakt 180s Mindestlaufzeit sofort wieder ab. Die Vorlauftemperatur kühlt innerhalb weniger Minuten wieder ab, und das Spiel geht von vorne los. Wieder 3 Minuten Vollgas, dann aus. Und so geht das über Stunden, je nach Außentemperatur auch mal über Tage. Gift für jede Maschine.

Einen großen Einfluss hat die Leistung der Sekundärpumpe, d.h. wie schnell das Wasser durch die Anlage, vor allem durch den Wärmetauscher transportiert wird. Deshalb ist laut Datenblatt ein Mindestvolumenstrom vorgeschrieben, der eingehalten muss. Der liegt bei dieser Anlage bei 1100 l/h laut Datenblatt. In der Praxis haben wir einen weit höheren Volumenstrom. Aus den Durchflussreglern in den Heizkreisverteilern zusammengerechnet laufen hier ca. 1300l/h durch. Die Einzelraumregler habe ich alle ausgeschaltet und demontiert, d.h. der Volumenstrom ist absolut konstant. Theoretisch würde es hier reichen, die Sekundärpumpe mit 77% Leistung laufen zu lassen, dann würde im Normalbetrieb nichts über das Überströmventil zurückfließen. Nun ist es aber leider so, dass die Anlage mit diesem geringen Volumenstrom einfach nicht klarkommt und bei Außentemperaturen deutlich über 0°C gar nicht aus diesen 3-Minuten-Takten heraus kommt, weil die Vorlauftemperatur sofort hoch schießt beim Vollgasstart. Das war dann auch der erste Ansatz von Viessmann, die Leistung der Sekundärpumpe zu erhöhen. Das bringt einen höheren Volumenstrom von geschätzt 1800-2000 l/h, aber es reicht dennoch nicht, um die 3-Minuten-Take zu vermeiden. ABER, das hat natürlich auch einen gravierenden Nachteil, dass die 500-700 l/h Differenz aus den oben genannten 1300 l/h und 1800-2000 l/h irgendwo hin fließen müssen. Mehr als 1300 l/h durch den Heizkreis zu jagen macht keinen Sinn, da das sehr deutliche Strömungsgeräusche im ganzen Haus erzeugt. Also bleibt nichts anderes übrig, als das Überströmventil so weit zu öffnen, dass im Heizkreis wieder die 1300 l/h fließen, und der Rest über das Überströmventil. Das wiederum könnte man als einen thermischen Kurzschluss bezeichnen, was wieder auf Kosten der Effizienz geht. Und Da wären wir auch schon beim nächsten Nachteil, mit 90% Pumpenleistung verbraucht die Anlage ca. 90W im Leerlauf, mit 77% Pumpenleistung nur 60W. D.h. 30W werden rund um die Uhr und 24/7 einfach unnötig verbrannt, nur um das Wasser durch das Überströmventil zu jagen. Effizient ist das nicht.

Da das also auch nicht die richtige Lösung war, hat Viessmann sich darauf festgelegt, dass es an der Hydraulik im Haus liegen muss, dass die Wärme nicht schnell genug abgenommen wird. Das ist seither die Standard-Ausrede für alle die in der Viessmann Community mit diesem Problem kämpfen, und das sind einige, es betrifft auf einige 200-S Wärmepumpen.

So, was heißt nun „abnehmen“? Meine Anlage hat grob gepeilt 150 Liter Wasservolumen. Bei Einem Durchfluss von angenommen 1800 l/h sind das 30 l/min. D.h. es dauert rund 5 Minuten, bis das aufgewärmte Wasser einmal durch die FBH durch ist und abgekühlt zurück kommt.

Fürs „Abnehmen“ ist also einzig und allein entscheidend, mit welcher Rücklauftemperatur das Wasser in den Wärmetauscher geht, natürlich abhängig vom Volumenstrom. Und diese Rücklauftemperatur ist dadurch bestimmt, wie stark der Boden in der Heizpause abgekühlt ist, unbeeinflusst vom neu gestarteten Heizvorgang.

Die Spreizung zwischen Vorlauf und Rücklauf liegt bei meiner Anlage ziemlich konstant bei 3K in der Heizphase, in den 3 Minuten Start auch mal bei 4..5 K. Ich sehe daran nichts außergewöhnliches für eine FBH. Wieso sollte mein Heizkreis die Wärme also nicht abnehmen?

Für mich ist das ein ganz klares Softwareproblem. Die Lösung wäre sehr einfach. Die Regelung dürfte während der ersten 3 Minuten, solange der Verdichter mit 100% Leistung anläuft, nicht das Ausschaltkriterium abfragen, sondern erst nach einer Zeit X nachdem heruntermoduliert wurde. Außerdem wäre es absolut sinnvoll, dass die Regelung während den 3 Minuten die Leistung der Sekundärpumpe automatisch auf 100% setzt, und danach auf den parametrierten Wert. Genau so, wie sie es bei der Warmwasserbereitung auch macht. Schon allein diese Änderung mit der Sekundärpumpe würde sicher über 100 kWh Strom im Jahr sparen. Und der Verdichter wäre sicher auch sehr dankbar, wenn er diese 3 Minuten Vollgasstarts nicht mehr stundenlang machen müsste.

Hier noch zum anschauen:

Bug#2: Abtauung mit ausgeschaltetem Verdichter

Dieser Bug ist ein Folgefehler von Bug#1. Wenn es der Vitocal während der 3-Minuten-Startphase einfällt, dass sie jetzt abtauen könnte, dann macht sie das direkt im Anschluss an die 3 Minuten. Leider macht sie das auch dann, wenn während der 3 Minuten die Ausschaltschwelle erreicht wird, was dazu führt, dass die Wärmepumpe nach den 3 Minuten sofort gestoppt wird. Und dann versucht sie, mit ausgeschaltetem Verdichter, eine Abtauung zu machen. Das führt dann zu einer „EEV-Abschaltung“ und Fehler 10, 11, 1A

Im Logbuch sieht das so aus:

22:47:53 Einschalthysterese erreicht
22:48:53 Leistungsanforderung Verdichter
22:51:55 Abtauung, Kältekreisumkehr EIN
22:54:49 EEV Abschaltung Kältekreisumkehr AUS
22:54:53 Nachlauf Pumpe Sekundärpumpe 100%
22:56:49 Timer abgelaufen Sekundärpumpe 0%

Und in der Aufzeichnung so:

Durch die EEV-Abschaltung wird vermutlich ein Neustart des Kältekreis-/Heizreglers gemacht. Die Sekundärpumpe wird abgeschaltet, und nach einigen Minuten startet sie wieder neu. Sehr unschönes Verhalten.

Und auch dazu hab ich ein Video gemacht:

Bug#3: Abbruch des Heiztaktes nach Warmwasser-Bereitung

Wenn die Anlage im Heizmodus ist, und dann zur Warmwasserbereitung wechselt, beendet sie nach der Warmwasserbereitung in den allermeisten Fällen den Heizmodus, auch wenn er erst kurz vorher gestartet wurde.

Wenn das 3-Wege-Ventil vom WW auf Heizkreis umschaltet, befindet sich ja noch das Wasser mit 55°C Vorlauftemperatur im Umlauf und die Vorlauftemperatur im Heizkreis steigt kurz an. Offenbar gibt es da keine oder eine zu kurze Wartezeit, bis sich die Vorlauftemperatur für den Heizbetrieb normalisiert hat, denn die Steuerung erkennt sofort „Ausschalthysterese erreicht“ und beendet den Heizmodus. Das ist auch ein völlig sinnloses Verhalten und erzeugt unnötige Takte.

Bug#4: Sofortige Erkennung der Einschaltschwelle wenn Sekundärpumpe eingeschaltet wird

Wenn die Sekundärpumpe abgeschaltet ist, sinkt die Wassertemperatur in den Leitungen auf Raumtemperatur ab. Die liegt in aller Regel unter der Einschaltschwelle für den Heizmodus. Wenn nun der Heizmodus wieder aktiviert, wird, schaltet die Anlage die Sekundärpumpe ein, und fragt unmittelbar ab, ob die Einschaltschwelle erreicht ist, noch bevor das Wasser aus der FBH überhaupt am Sensor ankommt. Das ist natürlich völlig unsinnig, da diese unmittelbar nach dem Einschalten gemessene Temperatur NICHT zur Beurteilung der Einschaltschwelle taugt. Aber sinnloses Verhalten sind wir ja inzwischen von der Anlage gewöhnt. Also erkennt sie die Einschaltschwelle und startet sofort.

Dieser Fehler ist besonders lästig, da es viele Situationen gibt, in welchen er auftreten kann:

  • Wenn nach Überschreitung der Heizgrenztemperatur die Außentemperatur wieder absinkt, und der Heizmodus wieder aktiviert wird
  • Wenn der Heizmodus durch ein Zeitprogramm abgeschaltet war und dann wieder startet
  • Nach einer Zwangspause durch den Energieversorger
  • Wenn für die Sekundärpumpe ein Taktverhalten (Parameter 7319) parametriert ist, um Strom zu sparen

Da dann auch schon nach ein paar Sekunden das wärmere Wasser aus der FBH zurück kommt, aber schon der 3-Minuten-Vollgasstart mit 100% läuft, überschreitet die Vorlauftemperatur auch sofort wieder die Ausschaltschwelle, und es gibt wieder einen 3-Minuten-Takt.

Die Lösung wäre schlicht und einfach, dass die Sekundärpumpe eine gewisse Vorlaufzeit haben müsste, bevor die Einschaltschwelle beurteilt wird. Dies habe ich in der Viessmann Community erfragt, aber als Antwort bekommen dass es diese Möglichkeit nicht gibt.

Bug#5: Permanentbetrieb der Sekundärpumpe

Eigentlich ist das kein „echter“ Bug, aber es ist ein sehr unschönes, weil ineffizientes Verhalten. Selbst in den Heizpausen, wenn gerade kein Heiztakt stattfindet, läuft die Sekundärpumpe 24/7 mit der für den Heizbetrieb eingestellten Leistung weiter. Bei 90% Pumpenleistung sind das ca. 60W die sinnlos verschwendet werden um das Wasser im Kreis zu pumpen. Natürlich muss das Wasser umgewälzt werden, um zu erkennen wann die Einschalttemperatur erreicht ist. Aber das würde auch mit weniger Leistung ausreichen. Oder im Taktbetrieb. Der Lässt sich mit Parameter 7319 einstellen, ABER wegen Bug#4 ist diese Option nutzlos.

Bug#6: … ?

Tja, was soll man sagen. Die Software ist einfach grauenhaft.

Problemfall WO1C Steuerung

Diese Regelungsgeneration ist mittlerweile schon sehr alt und längst nicht mehr Stand der Technik. Eine einfache Möglichkeit um ein Softwareupdate einzuspielen gibt es offenbar nicht. Wenn dann müsste eine Platine und ggf. der Codierstecker getauscht werden. Genau weiss ich es leider nicht.

Die beschriebenen Fehler sind Viessmann alle schon lange bekannt, und wurden schon ausgiebig in der Viessmann Community diskutiert. Leider lehnt Viessmann jegliche Softwareänderung zu diesen Themen ab.

Dennoch werden weiterhin Anlagen mit dieser veralteten, fehlerbehafteten und unausgereiften Software verkauft. Ich kann nur jedem davon abraten, sich sowas anzuschaffen.