Glasfaseranschluss: Leerrohr nutzlos

Bei uns im Ort lief die letzten Wochen eine Nachfragebündelung der Deutsche Glasfaser GmbH, die verspricht, ein Glasfasernetz zu bauen, wenn 30% der Haushalte vorab einen Vertrag unterschreiben. Als Motivation wird man damit gelockt, dass dieser Glasfaser Hausanschluss kostenlos sein soll. Kürzlich war nun der Stichtag, bis zu welchem die 30% erreicht sein mussten, und offenbar wurde das Ziel erreicht. Ob das Netz nun tatsächlich gebaut wird, wird sich in den nächsten Monaten dann zeigen.

Die Tarifstruktur kann ich allerdings absolut nicht gut heißen (im ersten Jahr 25€/Monat, danach 90€/Monat für den Gigabit Anschluss). Zusätzlich soll man einen Router für 5€/Monat mieten, auf unbestimmte Zeit. Zum Vergleich: Bei Vodafone zahlt man derzeit 40€/Monat für den Gigabit Anschluss inkl. Router/Kabelmodem. Damit wird dann wohl der “kostenlose” Hausanschluss über Jahre finanziert.

Ich finde es erstaunlich (oder erschreckend…) wie viele Leute diesen Vertrag unterschrieben haben und wahrscheinlich noch nicht einmal verstanden haben worauf sie sich da eingelassen haben. Mein Bauchgefühl sagt mir, dass das ganze Thema noch für viel Unmut sorgen wird. Aber so sei es…

Klar, einen Kabelanschluss über Kupfer Koaxkabel hat nicht jeder, ist auch nicht überall verfügbar. Und Kupferkabel haben natürlich ihre Grenzen, wobei hier auch noch nicht das Ende erreicht ist, da wird es in Zukunft auch noch Weiterentwicklungen geben (Stichwort DOCSIS 4.0 usw.). Glasfaser hat da noch mehr Potential und vor allem beim Upload Vorteile.

Warum ich das aber im Baublog schreibe, hat auch einen Grund. Als der Hausanschluss gemacht wurde, wurde auch ein wunderschönes Leerrohr für einen Glasfaseranschluss gelegt, vom Keller bis an die Grundstücksgrenze. Es wäre also ein leichtes Spiel, hier eine Glasfaser rein zu legen und den Anschluss zu nutzen. Soweit die Theorie. Wie ich nun erfahren habe, gehört dieses Leerrohr aber der Fairnetz GmbH. Ich hatte mir darüber nie Gedanken gemacht und gedacht wir nutzen es halt wenn irgendwann ein Glasfaserausbau kommt. Auf Nachfrage hat mir die Fairnetz GmbH und auch die Deutsche Glasfaser übereinstimmend mitgeteilt, dass zum jetzigen Stand die Deutsche Glasfaser das Leerrohr der Fairnetz GmbH NICHT nutzen darf. Wir haben also ein Glasfaser Leerrohr von der Grundstücksgrenze bis in den Keller liegen, dürfen es aber nicht nutzen. Die Deutsche Glasfaser muss ihr eigenes Rohr verlegen und selber ein Loch in die Hauswand bohren. Sehr ärgerlich….! Die Wahrscheinlich, dass die Fairnetz parallel zum Glasfasernetz der Deutschen Glasfaser ein eigenes Netz bauen wird, schätze ich mal geht stark in Richtung null…

Offenbar wird es noch Gespräche zwischen den beteiligten Unternehmen geben, welche Leerrohre genutzt werden dürfen, und ggf. zu welchen Bedingungen (umsonst gibt’s ja nix..), aber da wollte mir der Herr von der Deutschen Glasfaser (Danke für die ehrliche Einschätzung und das offene Gespräch..wirklich!) nicht allzu viele Hoffnungen machen.

Ist ja kein Problem, sagt das Marketing der Deutschen Glasfaser, man braucht nur ein kleines Loch vor der Hauswand, geht alles unterirdisch durch. Erdrakete oder Spülbohrverfahren. Super einfach, super sauber. Soweit die Theorie. Wie das in der Praxis aussieht, und wie oft das schief geht, kann man sich in den Weiten des Internets zur Genüge anschauen. Man kann natürlich auch Glück haben, dass alles sauber und fachgerecht erledigt wird, soll ja auch vorkommen.

Wie auch immer, ich kann nur allen Lesern hier empfehlen, eigene Leerrohre zu verlegen solange der Hausanschlussgraben offen ist und die Hauswand freigelegt ist. Einmalige Chance! Da gibt es bestimmt Wege und Möglichkeiten, ob direkt im Bauvertrag, oder in Eigeninitiative. Dann kann man in Zukunft damit tun und lassen was man will. Denn wenn der Garten mal angelegt und der Hof gepflastert ist, fehlt eventuell die Motivation für solche Aktionen (mir zumindest). Und wer weiß, was in Zukunft noch alles kommt…